Die Würzburg Top-Ten
Ich muss ein Geständnis machen: Eigentlich stamme ich gar nicht aus unserer Untermain-Region, sondern bin ein original Würzburger Mädle. Gewohnt habe ich dort zwar nicht lange, ein Tagesausflug in die Hauptstadt Unterfrankens ist für mich aber jeden Sommer ein Muss. Ein romantischer Spaziergang im Garten der Residenz, ein Glas Frankenwein auf der alten Mainbrücke oder ein Aufstieg zur Festung, um den traumhaften Blick auf die Altstadt zu genießen – Würzburg ist eine malerische Stadt voller Zauber. Umrahmt von Weinbergen erlebt man ein Ensemble aus Tradition, Kultur und Genuss. Für alle, die Würzburg besuchen wollen, habe ich die schönsten Ausflugsziele zusammengestellt.
1.) Die Festung Marienberg
Die Festung Marienberg, die von Weinreben umgeben über der Stadt thront, ist das Wahrzeichen von Würzburg. Schon um 1000 v. Chr. stand hier eine keltische Fliehburg, also eine Verteidigungsanlage für den Kriegsfall. Den ältesten Teil der heutigen Burganlage bildet aber die Marienkirche aus dem Jahr 706 n. Chr.. Hier wurden früher die Würzburger Bischöfe bestattet. Ab 1200 wurde die Festung immer mehr ausgebaut, war bis zum Bau der Residenz Sitz der Fürstbischöfe und überstand mehrere Kriege. So versuchten 1525 die Aufständischen im fränkischen Bauernkrieg erfolglos, die Burg einzunehmen. Dies gelang schließlich den Schweden unter Gustav II. Adolf im Dreißigjährigen Krieg. Nach ihrer Vertreibung wurde die Burg zu einer barocken Festungsanlage umgebaut. Beim Bombenangriff auf Würzburg im März 1945 wurde die Festung stark beschädigt und ab 1950 wieder aufgebaut. Bis 2026 wird die Festung generalsaniert, ein Besuch ist aber trotzdem ein Muss für jeden Würzburg-Touristen. Besonders schön ist auch der Fußweg nach oben über den Wanderweg oder das Gelände der Landesgartenschau von 1990. Aber natürlich ist die Festung auch mit dem Auto oder dem Bus zu erreichen.
Festung Marienberg mit Weinbergen im Herbst // Foto: © Congress-Tourismus-Würzburg, Fotograf: A. Bestle
2.) Die Residenz
Das zweite große Wahrzeichen von Würzburg ist natürlich die Residenz. Das Barockschloss zählt zu den bedeutendsten Schlössern Europas und ist sogar Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Von 1719-1744 wurde die Residenz erbaut, der Architekt war Balthasar Neumann, den die meisten Leser sicher noch kennen, denn sein Portrait zierte den 50-DM-Schein. Finanziert wurde das imposante Bauwerk durch die Familie von Schönborn, die zu dieser Zeit viele hohe geistliche Ämter, insbesondere den Würzburger Bischofsstuhl, besetzte. Nach der Fertigstellung war die Residenz zunächst das Schloss der Würzburger Fürstbischöfe, nach der Säkularisation (also der staatlichen Einziehung kirchlicher Besitztümer), wechselten Würzburg und seine Residenz mehrfach den Besitzer. Auch Napoleon besuchte das Schloss und soll es als „das schönste Pfarrhaus Europas“ bezeichnet haben. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Residenz stark beschädigt, ein großer Teil der wertvollen Ausstattung wurde aber rechtzeitig ausgelagert und konnte gerettet werden. 1987 wurde der Wiederaufbau abgeschlossen und heute erstrahlt die Residenz wieder im alten Glanz. Über 40 wiederhergestellte Räume kann man besichtigen, außerdem befindet sich hier ein Teil des Staatsarchivs und Räume der Würzburger Universität. Wenn Sie die Residenz besuchen, sollten Sie sich auf jeden Fall den imposanten Kaisersaal, das Spiegelkabinett und die Hofkirche anschauen. Ein Spaziergang durch den Hofgarten ist auch Pflicht – neben den weitläufigen Parks gibt es hier auch viele Skulpturen und Brunnen zu entdecken. An der Residenz beginnt auch die Romantische Straße, eine Ferienstraße, die über das Taubertal, Nördlingen und Augsburg bis nach Füssen verläuft.
Die Residenz
3.) Der Dom St. Kilian
Wer sich mit Würzburg beschäftigt, stößt früher oder später auf den Frankenapostel, den heiligen Kilian. Er ist der Schutzheilige der Stadt und des Bistums Würzburg. Der Legende nach soll der irische Mönch Kilian 686 n. Chr. mit seinen Begleitern Kolonat und Totnan nach Würzburg gekommen sein, um dort zu predigen und zu missionieren. Der fränkische Herzog Gosbert, der mit der Witwe seines Bruders verheiratet war, soll von Kilian dazu gedrängt worden sein, diese Ehe aufzulösen. Gosberts Ehefrau aber lies Kilian und seine Gefährten ermorden und im Pferdestall verscharren. An dieser Stelle steht heute, als Erinnerung, die Neumünsterkirche. In dieser Kirche verbleiben auch die Gebeine der drei Missionare, ihre Schädel aber befinden sich in einem Schrein im Altar des Kiliansdoms. Zu Kiliani, dem Namenstags des heiligen Kilians, werden alle Reliquien in den Kiliansdom überführt und öffentlich ausgestellt.
Aber auch zu anderen Zeiten ist der Würzburger Dom einen Besuch wert. Die Bischofskirche zählt zu den größten romanischen Kirchen Deutschlands. Das imposante Bauwerk strahlt ohne viel Prunk Glanz und Pracht aus. Auch das Glockenspiel sollte man sich nicht entgehen lassen. Die 20 Glocken bilden eines der größten Geläute Deutschlands und können computergesteuert 40 verschiedene Läutmelodien spielen.
4.) Das Käppele
Die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung, volkstümlich einfach Käppele genannt, ist eine barocke Kirche auf dem Nikolausberg. Durch die herrliche Lage hoch oben über dem Maintal hat man einen traumhaften Blick auf die Würzburger Altstadt. Genau wie die Residenz, wurde auch das Käppele von Balthasar Neumann geplant. Die Kirche wurde zwar 1750 erbaut, die Tradition der Wallfahrt und der Marienverehrung an diesen Ort reicht aber bis in den Dreißigjährigen Krieg zurück. Zuerst stand hier nur eine hölzerne Kapelle, die später in die Wallfahrtskirche integriert wurde. Das Käppele ist leider nicht mehr unmittelbar mit dem Auto erreichbar, der Parkplatz liegt aber ungefähr fünf Gehminuten weit entfernt. Wer gut zu Fuß ist, kann auch den Stationsweg zum Käppele hinaufsteigen. Über dreihundert Stufen muss man erklimmen, dafür kann man hier in künstlerisch gearbeiteten Kreuzwegstationen den Leidensweg Christi nachempfinden.
Das Käppele // Foto: © Congress-Tourismus-Würzburg, Fotograf: A. Bestle
5.) Neumünsterkirche und Lusam-Gärtchen
Das Neumünster, eine Stiftskirche in der Würzburger Altstadt, wurde an der Stelle erbaut, wo Kilian, Kolonat und Totnan der Legende nach den Märtyrertod starben. Die ursprünglich romanische Basilika stammt aus dem 11. Jahrhundert, die Fassade und der Innenraum wurden aber im 18.Jahrhundert barock umgestaltet. In der Krypta der Kirche befindet sich der Schrein mit den Gebeinen der drei Frankenapostel. Ganz versteckt an der Nordseite des Neumünsters findet man auch einen der schönsten Orte Würzburgs: Das Lusam-Gärtchen. Im ehemaligen Kreuzgang des Stift Neumünster bildet der mit Efeu bewachsene Hof eine grüne Insel mitten in der Innenstadt. Walther von der Vogelweide, der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des Mittelalters, verbrachte hier im Stift seine letzten Lebensjahre und wurde dort auch beerdigt. Im Lusamgärtchen erinnert ein Gedenkstein an den berühmten Minnesänger. In dem Stein befinden sich Mulden für Körner und Wasser, denn von der Vogelweide wünschte sich, dass die Menschen an seinem Grab die Vögel füttern. Auch frische Blumen finden sich immer auf dem Gedenkstein, denn wenn unglücklich Verliebte hier Blumen ablegen, soll das den Liebeskummer lindern.
6.) Der Alte Kranen
Der Alte Kranen ist, wie der Name schon sagt, ein alter Kran. Das ist aber spannender als es klingt, denn der Kran stammt tatsächlich aus dem Jahr 1773, also aus der Barockzeit. Erbaut wurde er diesmal nicht von Balthasar Neumann, dafür aber von seinem Sohn, Franz Ignaz Neumann. Das beeindruckende Stück Ingenieurskunst am Mainufer konnte Lasten von mehr als einer Tonne bewegen. Die Technik im Inneren ist im Original erhalten und heute noch funktionsfähig. Zwei Treträder mussten durch im Inneren laufende Personen gleichzeitig angetrieben werden (wie ein Hamsterrad). Diese Männer nannte man „Kärrner“. Der Kran war allerdings nur gut 70 Jahre in Betrieb, danach wurde er durch einen Eisenkran mainabwärts ersetzt. Den Zweiten Weltkrieg überstand der Kran unbeschadet und wurde zu einem Symbol des Überlebens. Heute ist der Alte Kranen ein Standort für Biergärten und Gaststätten und gerade im Sommer ein beliebter Treffpunkt. Besonders der Biergarten Alter Kranen ist einen Besuch Wert. Hier kann man bei einem kühlen Bier und fränkischer Küche einen wunderschönen Blick auf den Main und die Festung genießen.
Alter Kranen am Mainkai // Foto: © Congress-Tourismus-Würzburg, Fotograf: A. Bestle
7.) Die alte Mainbrücke
Als Kind bestand Würzburg für mich nur aus der großen Steinbrücke mit den riesigen Steinfiguren, über die mein Papa uns im Fahrradanhänger gezogen hat. Aber auch heute ist die alte Brücke noch mein liebster Ort in Würzburg, denn hier kann man bei einem Glas Frankenwein (gibt es direkt an der Brücke zu kaufen) den beeindruckenden Blick auf die Festung und das Käppele genießen. In lockerer Atmosphäre plauscht man fröhlich mit anderen Besuchern oder setzt sich einfach auf eine der Bänke, um zu entspannen. Aber weg vom Wein und hin zur Brücke: Die alte Mainbrücke ist die älteste Brücke in Würzburg und verbindet die Altstadt mit dem Mainviertel und dem Marienberg. Vor dem 12. Jahrhundert musste jeder, der den Main überqueren wollte, mit einer Fähre übersetzen. Besonders für den Handelsverkehr war das natürlich ein Problem, deshalb wurde um 1120 eine Steinbrücke gebaut. Diese wurde allerdings durch zahlreiche starke Hochwasser zerstört. Der Bau der neuen alten Mainbrücke ab 1476 dauerte aus Geldmangel sehr lange. Erst 1703 wurden die Arbeiten abgeschlossen. Ab 1725 kamen auch die berühmten „Brückenheiligen“, die überlebensgroßen Steinfiguren, dazu, die nicht nur Heilige, sondern auch Herrscher darstellen. Abgebildet sind hier zum Beispiel die Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan, aber auch Karl der Große oder sein Vater, der Frankenkönig Pippin. Den Zweiten Weltkrieg hätte die alte Mainbrücke beinahe unbeschadet überstanden – beim Bombenangriff auf Würzburg wurde sie nicht getroffen. Später sprengten die deutschen Truppen aber selbst die mittleren Brückenbögen, um den Einmarsch der Alliierten zu verhindern. Heute ist die Brücke saniert und inzwischen sogar Teil der Fußgängerzone, sodass Einheimische und Touristen entspannt ihren Brückenschoppen genießen können.
Die alte Mainbrücke in Morgenstimmung // Foto: © Congress-Tourismus-Würzburg, Fotograf: A. Bestle
8.) Weingut Juliusspital
Für was ist Würzburg am bekanntesten? Natürlich für den Frankenwein! Das Weingut Juliusspital ist das zweitgrößte Weingut Deutschlands und produziert 60 verschiedene Weine, besonders Silvaner, Riesling und Müller-Thurgau. Die Erlöse fließen in die Stiftung Juliusspital und unterstützen das Krankenhaus und das Seniorenstift. Der Wein wird unter anderem am Würzburger Stein angebaut, dem bekanntesten Weinberg Würzburgs. Sogar Goethe lies sich sein Lieblingsgetränk, den „Stein-Wein“, aus Würzburg liefern. In Würzburg können Sie natürlich unzählige Weinstuben besuchen, die Juliusspital Weinstube mit den Innenhöfen und dem versteckten Park ist aber eine der schönsten. Selbstverständlich gibt es hier nicht nur Wein, sondern auch deftiges fränkisches Essen. Besonders Interessierte können auch Weinproben und -seminare buchen oder an einer Führung durch den 250m langen Weinkeller teilnehmen. Nebenbei: Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, woher das Sinnbild des Frankenweins, der Bocksbeutel, seine typische Form hat? Die flachgedrückte Flasche hat zwei entscheidende Vorteile: Sie ist leichter zu transportieren und kann nicht wegrollen. Die bekanntlich sturen Franken haben ihre besondere Flasche bewahrt, sodass der Bocksbeutel heute ein Symbol für Qualitätswein ist.
Weinberg Würzburger Stein // Foto: © Congress-Tourismus-Würzburg, Fotograf: A. Bestle
9.) Kiliani
Kiliani bezeichnet ja eigentlich den Namenstag des Heiligen Kilians am 8. Juli. Der Würzburger meint damit aber meistens die „Mess“, also das Kiliani-Volksfest, das jedes Jahr im Juli stattfindet. Kiliani ist das größte Volksfest in Unterfranken und wird jedes Jahr gebührend gefeiert. Vorgänger des Volksfestes war die Kiliani-Messe, die seit 1030 stattfindet und ursprünglich ein reine Verkaufsmesse war. Im Laufe der Zeit kamen aber immer mehr Schausteller und Künstler dazu, sodass man schließlich Verkaufsmesse und Volksfest räumlich trennte. Die Kiliani-Messe findet immer noch zeitgleich am Marktplatz statt. Hier werden unter anderem Haushaltsartikel, Kunstgegenstände und Schmuckstücke angeboten. Das Volksfest dagegen wird auf der Talavera in Zellerau veranstaltet. Eröffnet wird es mit einem Feuerwerk und einem Trachtenfestzug durch die Innenstadt. Danach bieten rund 80 Schausteller zahlreiche Attraktionen an: Autoskooter, Achterbahnen, Karussells und Riesenrad- für jeden ist etwas geboten. Natürlich gibt es auch Bierzelte mit Festbier und viele Stände mit allen möglichen Leckereien.
10.) Landesgartenschau 2018
Als letzten Punkt habe ich mir etwas nicht typisch „würzburgerisches“, sondern einen aktuellen Veranstaltungstipp ausgesucht. Vom 12. April bis 7. Oktober 2018 ist Landesgartenschauzeit in Würzburg. Im Zeichen des Schmetterlings erwartet die Besucher ein Programm zum Entdecken, Mitmachen, Spielen und Staunen. Unter dem Motto „Wo die Ideen wachsen“ können rund zwei Kilometer von Würzburgs Innenstadt entfernt nicht nur seltene Gewächse und blühende Landschaften bestaunt, sondern auch ein Standort für neue Ideen erlebt werden. Die diesjährige Landesgartenschau ist nämlich mehr als eine klassische Schau der Gartenkunst. Urban Gardening, Mobilität, nachhaltige Wohnformen und die Gestaltung der Zukunft sind die Themen, die 2018 angegangen werden. Auch der Klimawandel wird ein entscheidendes Thema sein. Die Landesgartenschau lädt außerdem zu einer Zeitreise durch die facettenreiche Geschichte des Areals am Hubland ein, das einst Kartoffelfeld, dann Galgenberg, Flugplatz und schließlich Stützpunkt der US-Streitkräfte war. Und natürlich wird die Gartenschau auch ein großes Fest. Auf mehreren Bühnen und Spielstätten wird ein vielfältiges Programm geboten, mit Musikshows, Filmabenden unter freiem Himmel und sogar einer Oldtimerrallye. (amr)
Ein kleiner Vorgeschmack auf die Landesgartenschau // Foto: © Landesgartenschau Würzburg
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