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Interview mit dem Aschaffenburger Künstler Gunter Ullrich

„Der Main ist mein liebstes Motiv“ – Der bekannte Aschaffenburger Maler und Grafiker Gunter Ullrich wurde am 7.April 1925 in Würzburg geboren. Seit vielen Jahren lebt er mit seiner Frau, der Bildhauerin Ursula Jacobi (Tochter des Komponisten Wolfgang Jacobi) in seinem schönen Haus direkt am Main im Aschaffenburger Stadtteil Leider. Wir haben den Künstler und seine Frau zu einem interessanten Interview in ihrem Wohnhaus getroffen.


Gunter Ullrich

Herr Ullrich, wie kamen Sie zur Kunst?

Ich habe schon immer gerne gemalt, auch schon als ich noch ein Kind war. Ich habe von 1948 bis 1951 in München an der Akademie der Bildenden Künste studiert. Dort lernte ich auch meine Frau kennen, die gebürtige Berlinerin ist und zu der Zeit in München lebte. Im September 1951 zogen wir nach Aschaffenburg. Ich hatte zwar auch ein Angebot in München, doch es zog mich nach Aschaffenburg. Dort arbeitete ich von 1952 bis zu meinem Ruhestand als Kunsterzieher am Friedrich Dessauer Gymnasium. Ich habe es nie bereut, nach Aschaffenburg gegangen zu sein.

Sind Sie auch heute noch künstlerisch tätig?

Ja, ich male auch heute noch ständig und regelmäßig. (Dabei zeigt er ein gerade angefertigtes Porträt einer jungen Frau).

Welche Techniken wenden Sie an?

Früher beschäftigte ich mich vor allem mit dem Linol- und Holzschnitt. Später dann im Großen und Ganzen mit Aquarellmalerei und Druckgrafik.

Haben Sie ein Lieblingsmotiv?

Der Main und die Mainlandschaft sind meine liebsten Motive. Obwohl ich damals in München ein sehr gutes Examen gemacht habe und dort hätte bleiben können, wollte ich immer an den Main. Ich bin nach Aschaffenburg gegangen und dort geblieben. Mein Großvater war Lehrer in Oberafferbach. Auch ihm hat die Natur hier so gut gefallen.

Sie waren viele Jahre Kunsterzieher am Friedrich Dessauer Gymnasium. Wie war das für Sie, den Kindern und Jugendlichen Kunst nahe zu bringen?

Es hat mir sehr viel Freude gemacht, den Schülern die Kunst nahezubringen. Nach anfänglicher Skepsis hatten die Jugendlichen viel Spaß am Kunstunterricht. Bei vielen wurde „Kunst“ sogar zum Lieblingsfach. Der ehemalige Oberbürgermeister Willi Reiland war einer meiner ersten und eifrigsten Schüler. Auch Sieglinde Hench begeisterte sich für die Kunst und stellt auch heute noch Werke verschiedener Künstler in ihrem Cafe aus. So hat sich langsam ein junger Kulturkreis gebildet. Die große Offenheit, die ich bei meinen Schülern erlebt habe, strahlte auch auf die nächsten Generationen aus. Ich denke ich habe mit meinem Unterricht etwas ins Rollen gebracht. Die Kunstbegeisterung ist auch heute noch da.

Haben Sie während Ihrer Zeit als Lehrer auch selbst noch Zeit zum Malen gehabt?

Ja, ich habe immer nebenher gemalt, auch während meiner Zeit als Lehrer.

Haben Sie ein Lieblingsbild?

Die Mainlandschaft.

Welche Kunstrichtung vertreten Sie?

Im Grunde genommen vertrete ich den Expressionismus.

Welche anderen Künstler bzw. Maler schätzen Sie besonders?

Ich mag allgemein den frühen Expressionismus.

2014 wurde eine Stiftung unter Ihrem Namen gegründet. Was ist der Zweck dieser Stiftung?

Die Stadt Aschaffenburg hat die Stiftung gegründet, mit dem Ziel, die Kunst in Aschaffenburg zu fördern. In diesem Jahr wird die Stiftung fertig aufgebaut.

Aschaffenburg hat für seine Größe eine recht lebendige Kunstszene, nicht zuletzt durch Ihren Einfluss. Was haben Sie und Ihre Frau für diese Entwicklung in Aschaffenburg getan?

Da kann ich zum Beispiel die Kunst am Bau nennen. Meine Frau und ich haben die Bronzetür und die Türgriffe unseres Rathauses gestaltet. Oder das Kriegerdenkmal am Schloss Rothenbuch. Meine Frau und ich kamen auf die Idee, das Denkmal neu zu gestalten und aus dem Kriegerdenkmal ein Friedensdenkmal zu machen, weg von der Verherrlichung des Krieges. Ich denke durch unsere Arbeit kamen viele künstlerische Impulse in die Stadt. Aschaffenburg und der Spessart hatten eine künstlerische Ausstrahlung. Mitten im Spessart hatte sich ein Kunstzentrum gebildet. Mit dabei waren auch so bekannte Namen wie Siegfried Rischar, Anton Bruder, Elisabeth Dering und Walter Roos. Auch den Aschaffenburger Verkehrskreisel oben in der Würzburger Straße haben meine Frau und ich gestaltet. Man muss nur die Augen offen halten, es gibt sehr viel Kunst in Aschaffenburg, auch an öffentlichen Gebäuden und Plätzen.

Sie leben schon seit vielen Jahren in Aschaffenburg. Was gefällt Ihnen besonders an unserer Region? Haben Sie einen Lieblingsplatz?

Am meisten schätze ich die menschliche Nähe und Offenheit. Die Menschen hier sind sehr interessiert. Auch an der Kunst. Und vor allem die Kinder sind sehr interessiert. Mein Lieblingsort hier ist die Altstadt um das Schloss herum und der Main natürlich.

Sie haben den Zweiten Weltkrieg und die schwere Nachkriegszeit erlebt. Was würden Sie den jungen Menschen heute gerne mitgeben?

Die Verbindung von der Natur und Kultur. Kunst und Leben sollen eins werden. Das wäre eine schöne (fränkische) Zukunft.

Lieber Herr Ullrich, liebe Frau Jacobi, vielen Dank für das interessante Gespräch. Das Interview führte Christiane Schmidt-Rüppel


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