

Interview mit der Waldaschaffer Mundart-Kabarettistin Lore Hock
Bei dieser Rentnerin bleibt kein Auge trocken. Die gelernte Erzieherin Hannelore (Lore) Hock bringt seit mehr als 20 Jahren mit ihrem Mundart-Kabarett ganze Säle am Bayerischen Untermain zum Lachen. Zunächst zusammen mit dem Waldaschaffer Frauenkabarett und seit 2007 auch mit ihrem Solo-Programm. Dabei erzählt die junggebliebene, gerade 74 gewordene Oma von acht Enkeln auf humorvolle Art Geschichten aus dem wahren Leben, so dass sich jeder angesprochen fühlt. Dafür, dass sie die Leute wie keine andere zum Lachen bringt, wurde sie mit dem „Frankenwürfel“ und dem „Schlappmaulorden“ ausgezeichnet. Wir haben die „Humorgranate aus dem Spessart“ in ihrem gemütlichen Wohnzimmer in Waldaschaff besucht.

Frau Hock, Sie sind gelernte Erzieherin, wie kamen Sie zum Kabarett?
Ich hab‘ schon immer gerne Theater gespielt. Im Kindergarten, in dem ich damals die Leitung hatte, kam meine Kollegin Franziska Fleckenstein auf mich zu, ob ich nicht Lust hätte Kabarett zu machen. Zuvor haben wir für die Kinder Theater gespielt. Wir waren mehrere Erzieherinnen und es hat sich dann so ergeben. Wir haben gemeinsam die Texte geschrieben und wollten dann auch spielen. Erst haben wir zehnmal im Jahr gespielt, dann haben wir auch auswärts angefangen, irgendwann war ich auch im Fernsehen und hab‘ auch solo gespielt, zum Beispiel bei der „närrischen Weinprobe“ im Residenzkeller in Würzburg.
Sie treten alleine und auch mit dem Waldaschaffer Frauenkabarett auf. Was macht Ihnen mehr Spaß?
Beides macht sehr viel Spaß. Der Vorteil, wenn man zusammen spielt, ist, man ist nicht so allein, man ist nicht so angestrengt. Wenn man solo auftritt, muss man nicht auf‘s Stichwort achten und kann besser improvisieren. Ich würde es jedenfalls sehr vermissen, wenn wir nicht mehr zusammen auftreten würden.
Stehen Sie gerne allein vor Publikum?
Ja, und mein einziges Ziel dabei ist: Freude weiter zu geben und dass die Leute aufgemuntert werden.
Wie wichtig ist bei Ihren Auftritten der Dialekt? Könnten Sie sich vorstellen, auch hochdeutsch zu spielen?
Das würde nie so ankommen. Es gibt zwei Dinge, die uns ausmachen: Erstens der Dialekt und zweitens die Geschichten aus dem wahren Leben.
Begrenzt Ihr Dialekt Ihr Auftrittsgebiet?
Ich würde sagen: Wir machen bis nach Hessen. Auch in Nürnberg und Würzburg werde ich verstanden. Da hab ich dann halt ein bisschen übersetzt.
Hatten Sie schon Auftritte außerhalb der Region?
Ja, wie gesagt in Würzburg, Nürnberg und Hessen. Außerdem noch in Meran. Dort mach‘ ich schon seit 20 Jahren jedes Jahr zwei Wochen Urlaub alleine, ohne meinen Mann. Auf Drängen der Freunde, die ich mittlerweile dort habe, gebe ich jedes Jahr für die Gäste eine kleine Vorstellung. Dabei bemühe ich mich natürlich um eine qualifiziertere Aussprache.
Woher nehmen Sie eigentlich Ihre Einfälle?
Ich nehme viel aus meinem eigenen Leben. Ich höre zu, was die Leute beschäftigt, und setze das dann in meinem Programm um. Ich will den Leuten ein paar fröhliche Stunden bereiten. Wenn ich zum Beispiel vergleiche früher und heute, früher haben sich die Leute kennengelernt, verliebt und irgendwann war die Frau schwanger. Heute wird alles geplant, auch das „Kinder-Kriegen“ wird geplant und wenn´s nicht klappt gibt es noch die Eizellenverpflanzung. Früher hat man seine Kinder alleine großgezogen und nichts vom Staat erwartet.
Gibt es Themen, die für Sie tabu sind? Was sind Ihre Lieblingsthemen?
Mein Lieblingsthema sind die Männer. Tabuthemen sind alles unter der Gürtellinie, auch mit Religion bin ich vorsichtig. Dazu fällt mir ein, der Limburger Bischof Tebarz hat gar nicht bedacht, dass, falls er versetzt wird, er von seinem ganzen Luxus nur die freistehende Badewanne mitnehmen könnte.
Sie betreiben mit Ihrem Mann ein Lottolädchen in Waldaschaff. Dort bekommen Sie sicher auch viele Anregungen?
Ja, ja, auf jeden Fall. Aber das Lottolädchen macht vor allem mein Mann, er ist dort der Chef. Der Mann braucht auch einen eigenen Bereich, wo er meint, dass er der Chef ist.
Was sagt Ihr Mann denn zu Ihren Auftritten, wird es ihm nicht manchmal zu viel?
Nein, er ist sehr glücklich, weil er dabei selbst auftreten kann. Er singt, er dekoriert, er hilft und er ist mein Fahrer. Ich find‘ die Orte nicht, ich weiß nicht mal wo sie liegen. Es gefällt ihm, wenn ich spiele. Wenn ich mal 14 Tage nicht gespielt habe, bin ich nicht mehr so fröhlich und er behauptet, wenn ich fröhlich bin, koche ich auch bessere Gerichte.
Was zeichnet für Sie unsere Region aus?
Ich spüre, dass die Leute hier sehr freundlich sind. Ich merke aber auch, dass viele ältere Menschen viel zu gehetzt und angespannt und mit traurigen Gesichtern durch die Stadt laufen. Ich denke dann, hoffentlich haben sie keine schwere Krankheit oder ein schweres Schicksal.
Sie werden sicher stark nachgefragt, haben Sie auch noch Freizeit?
Ja, ich hab meine Freizeit, weil ich lange schlafen kann. Das ist der Hochgenuss des Rentenalters, abends lange aufbleiben und morgens ausschlafen. Ein Rat von einer erfahrenen Frau, was Sie fürs Rentenalter brauchen: Es kann wunderbar klappen, wenn Sie zwei Schlafzimmer, zwei Wohnzimmer und zwei „Drückersche“ (Fernbedienungen) haben, dann geht’s gut.
Wie lange wollen Sie noch Kabarett machen?
Das mach ich bis 85, dann geh ich ins Altersheim, und spiel´ für die Senioren. Die Lust aufs Spielen reicht noch für lange Jahre.
Haben Sie selbst eine Lieblingskabarettisten?
Der Michl Müller ist ein Freund von mir, auch Norbert Meidhof mag ich sehr gern. Es gibt aber insgesamt zu viele Kabarettisten beziehungsweise Comedians.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Ja, man soll sich wenigstens eine Stunde am Tag freuen können und die Freude des Alltags erkennen. Man soll dankbar sein für alles, was man schon Schönes erlebt hat, dankbar für gesunde Kinder und Enkel, dankbar ans Leben. Ich bin ein Genussmensch, kann aber auch gut mit Freunden teilen. Ein großer Halt in meinem Leben ist die Familie und der Glaube.
Was möchten Sie beim Publikum erreichen?
Freude, nachhaltige Freude weitergeben. Es fällt mir auf, dass manchmal Zuschauer Ausdrücke aus den Vorstellungen übernehmen. Zum Beispiel das „Drückerschen“ für die Fernbedienung.
Was möchten Sie unseren Lesern zum Schluss noch sagen?
Vielleicht sollten die Leute versuchen, die angenehmen Seiten und Erlebnisse des Tages zu erkennen. Ich selbst habe durch das Kabarett einen anderen Blickwinkel auf den Humor des Alltags bekommen und mein Rentnerleben ist reicher geworden. Dafür bin ich dankbar.
Liebe Frau Hock, vielen Dank für das interessante Gespräch. Interview: Christiane Schmidt-RüppelGepostet in:
