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Die Kaiserpfalz Gelnhausen: eines der schönsten Zeugnisse der Stauferzeit in Hessen

Im Jahr 1170 ließ der Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, die Stadt Gelnhausen anlegen. Dies sicherte den Einfluss des Heiligen Römischen Reiches auf die Via Regia, einer der wichtigsten Handelsrouten jener Zeit. Zum wehrhaften Schutz Gelnhausens und zugleich als Residenzstadt in der Region ließ der Herrscher nahe dem Ort eine Pfalz anlegen. Das genaue Entstehungsdatum des Bauwerkes ist nicht gesichert, jedoch darf eine enge Zeitnähe zwischen der Stadtgründung und der Anlage der Kaiserpfalz angenommen werden. Als Kerngebäude nutzte man eine bereits vorhandene Wasserburg an der Kinzig für zweckmäßige Erweiterungen. Neben der vorrangigen Verwendung als zeitweilige Residenz bestand die Aufgabe der Burg und ihrer Besatzung darin, den wichtigen Handelsplatz an einem Zufluss des Mains zu sichern.

Eine Residenz, glanzvoll und wehrhaft

Die herausragende Bedeutung der Kaiserpfalz liegt in der Eigenschaft als Ausrichtungsort von Reichstagen. Diese fanden turnusmäßig an den verschiedenen Residenzorten im Reich statt.

Im Hochmittelalter war die unmittelbare Anwesenheit des Regenten in den zahlreichen Provinzen unerlässlich für die politische Stabilität des Landes. Hierzu war der Herrscher nahezu ununterbrochen auf Reisen. Auf den Kaiserpfalzen nahm er samt seinem mitreisenden Hofstaat Quartier. Hier hielt er Hof und sprach Recht und betonte nicht zuletzt den Herrschaftsanspruch des Kaiserreiches auf die jeweilige Provinz.

Die Stadt Gelnhausen war der Burg nicht untertan, sondern eine freie Reichsstadt mit zahlreichen Privilegien und mehrte als Handelsplatz zwischen dem Rheinland und Sachsen die Wirtschaftskraft des Reiches.

Die Kaiserpfalz Gelnhausen war als Burggebäude sogenanntes Reichsgut, folglich kein privater Besitz des herrschenden Regenten und seiner Familie. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war ein Wahlkaiser, von den deutschen Fürsten auf Lebenszeit gewählt. Verwaltet wurden die Pfalzen daher nicht von Angehörigen der Familie, sondern von einem eingesetzten Amtswalter. Auf der Kaiserpfalz Gelnhausen war dies ein Burggraf, der neben den zur Pfalz gehörigen Bauwerken auch für den Büdinger Wald verantwortlich war. Wälder waren zu jener Zeit von größter wirtschaftlicher Bedeutung, da sie Nahrungsmittel und Baumaterial lieferten.

Den unmittelbaren Schutz der Burg, die sogenannte Burghut, übernahmen waffentragende Burgmannen aus dem Adel, sie stellten auch die ständige Besatzung der Kaiserpfalz.

Große Zeiten und langsamer Niedergang

Bereits im Jahr 1180 fand auf der Kaiserpfalz der geschichtsträchtige Reichstag zu Gelnhausen statt. Bei dieser Gelegenheit wurde Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, verurteilt und sein Herrschaftsgebiet neu aufgeteilt. Der Aufenthalt des Herrschers auf seiner Pfalz war immer ein Ereignis von hoher gesellschaftlicher Strahlkraft, das den Menschen lange im Gedächtnis blieb und dies nicht nur wegen der Rechtsprechung über hohe Herren, sondern auch wegen der hiermit einhergehenden Festlichkeiten.

1250 endete mit dem Tod Friedrichs II. die Herrschaft der Staufer. Mit dem Ende des Hochmittelalters sank auch die Bedeutung der Kaiserpfalzen. Die Regierungsmethoden hatten sich geändert und erforderten nicht mehr die Anwesenheit des Kaisers vor Ort. So wurde sie zu einem immobilen Wert im Reichsschatz und Kaiser Karl IV. verpfändete die Burg im 14. Jahrhundert an das Haus von Schwarzburg. Kaiser Karl IV. löste sein Pfand nie aus und die Grafen von Schwarzburg wurden die neuen Herren der Wasserburg von Gelnhausen.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg fast vollständig zerstört. In den folgenden Jahren teilte sie das Schicksal historischer Ruinen als Abbruchstelle für Baumaterialien.

Mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurde man sich des historischen und kulturellen Wertes der mittelalterlichen Kaiserpfalz bewusst und begann mit den ersten Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen.

Prachtvolles Erbe romanischer Architektur

Die Kaiserpfalz Gelnhausen ist eines der schönsten Beispiele romanischer Architektur in Deutschland. Ihre Verwendung als Repräsentationsbau des Reiches ließ den Bauhandwerkern und Steinmetzen jener Zeit einen großen Spielraum bei der gestalterischen Ausstattung der Gebäude. Beim Anblick der südlichen Palaswand lässt sich der bauliche Reichtum erahnen.

Filigran anmutende Kapitelle und die für die Romanik typischen Doppelsäulen sowie beeindruckende Arkaden vermitteln einen guten Eindruck von der üppigen Gestaltung des ehemaligen Hauptgebäudes, dem Palas. Knapp 30 m misst der erhaltene Rest der Fassade und lässt die ursprüngliche Dimension des vormals zweistöckigen Bauwerks erahnen.

Neben der Hoffassade des Palas kann man heute die Ruine der Burgkapelle und das Torhaus besichtigen. Die Ringmauer ist in einem guten Zustand.

Die Ruinen der Kaiserpfalz Gelnhausen ein beliebter Ort für Besucherinnen und Besucher mittelalterlicher Burgen. Die Anlage gewährt einen einmaligen Blick auf die Schönheit der hochmittelalterlichen Kultur in Hessen und die Lebensart in jener längst vergangenen Zeit.

Mit Stolz trägt die Stadt der alten Kaiserpfalz heute den Namen Barbarossastadt Gelnhausen.


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