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Klaus Herzog wurde 1951 in Obernau geboren und spielte dort auch Fußball. Nach dem Abitur studierte er Germanistik und Politische Wissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt. Ab 1980 unterrichtete an einem Gymnasium in Hanau. Seit dem Jahr 2000 ist er Oberbürgermeister von Aschaffenburg. 2012 wurde der SPD-Politiker mit 82 Prozent der Stimmen als Oberbürgermeister in seinem Amt bestätigt. Klaus Herzog ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Ich wurde in Obernau geboren. Inzwischen fühle ich mich als Aschaffenburger.
Dass ich einmal Oberbürgermeister meiner Heimatstadt werde, konnte ich mir früher nicht vorstellen. Es gibt Ähnlichkeiten im Beruf des Lehrers und des Oberbürgermeisters. Ein Lehrer muss auch Jahresplanung machen, Projekte vorbereiten und Unterrichtstage planen. Ein Oberbürgermeister muss vor allem für die Zukunft planen, er muss Projekte anpacken, er ist eigentlich Projektmanager. In der Schule sind es Unterrichtsinhalte.
Ein großes und sehr erfolgreiches Projekt war der neue Hauptbahnhof. Des Weiteren sind zu nennen: Die Fertigstellung der Ringstraße, die Modernisierung des Theaters und des Theaterplatzes, Wirtschaftsförderung, die Modernisierung der über 35 Schulen der Stadt Aschaffenburg und die Bereitstellung von 28 Kindergärten und fast 20 Kinderkrippen.
Ein Oberbürgermeister muss vor allem planen und gestalten, er muss „Generalist“ sein. Das heißt, er muss Ahnung haben von Kultur, Wirtschaft, Umweltschutz, von Architektur und Verwaltung. Er darf nicht einseitig ausgebildet sein. Ein Oberbürgermeister ist nicht nur verantwortlich für das Rathaus, sondern er ist Aufsichtsratsvorsitzender bei den Stadtwerken, Zweckverbandsvorsitzender beim Klinikum Aschaffenburg im Wechsel mit dem Landrat. Ich bin auch Aufsichtsratsvorsitzender der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft mit 3.300 Wohnungen.
Vor der Amtsübernahme habe ich mit meiner Frau darüber gesprochen, dass die wöchentliche Arbeitszeit 60 bis 80 Stunden umfasst. Sie hält mir den Rücken frei.
Ich kann Beruf und Hobbies gut verbinden. Ich liebe die Kultur, bin natürlich einbezogen in die Planung der Kulturtage, des Stadtfestes und kulturellen Veranstaltungen. Vor allem die Zusammenarbeit mit den freien Trägern macht mir viel Spaß. Ich mag die Aschaffenburger und die vielen Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern geben mir auch viel Lebenssinn.
Der Grundgedanke der Mainufergestaltung ist: Die Stadt öffnet sich zum Main. Das Mainufer zwischen Pompejanum und Ruderclub ist ein Lieblingsort der Aschaffenburger. Da gab es Defizite wie zum Beispiel das gastronomische Angebot und mit dem neuen Biergarten unterhalb des Schlosses und dem Minigolfplatz wurden bereits neue Attraktionen geschaffen. Es war wichtig, dass wir die Situation für Fußgänger und Radfahrer verbessert haben. Die Fahrradwege wurden verbreitert. Beim Thema Parkplatz müssen wir noch eine Lösung finden, den einen ist es zu viel Blech, die anderen sagen: wir brauchen die Parkplätze. Wir sollten versuchen, einen Kompromiss finden.
Aschaffenburg ist ein sehr attraktiver Wohnort. Viele Menschen aus dem Umland und dem Rhein-Main- Gebiet wollen nach Aschaffenburg. Und vor allem die 3.000 Studenten drücken auf den Wohnungsmarkt. In den letzten 30 Jahren wurden viele Wohnungen gebaut. Wir brauchen aber bis 2025 schon noch zwischen 3.000 und 5.000 neue Wohnungen. Es gibt das große Baugebiet in Nilkheim, dazu noch ein neues Baugebiet in Schweinheim und in Damm. Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum, deshalb wird in den neuen Baugebieten der Soziale Wohnungsbau besonders gefördert.
Aschaffenburg hat einen leistungsfähigen Nahverkehr. Die Busse bringen die Kunden zum regionalen Omnibusbahnhof und zum neuen Bahnhof. Die Fernverbindungen können optimal genutzt werden. Die Buspreise liegen unter den Preisen vergleichbarer Städte, zum Beispiel Würzburg und Hanau. Da wir für die Busfahrer Tariflohn bezahlen und die Kraftstoffpreise stetig steigen, passen wir jährlich moderat die Buspreise an. Dennoch haben die Busbetriebe pro Jahr ein Defizit von über 3 Millionen Euro. Wir kennen die Probleme zu den Spitzenzeiten, zum Arbeits- und Schulbeginn, Mittags zum Schulende und am Feierabend. Da denken wir darüber nach, durch zusätzliche Busse das Problem zu lösen. Außerdem stellen wir Nachtbusse für Jugendliche zur Verfügung.
Derzeit gibt es einen runden Tisch beim städtischen Straßenbauamt mit dem Ziel, durch Verbreiterungen an den Kreuzungen oder durch den Bau von Kreiseln den Verkehr flüssiger zu gestalten. Gutachter sind damit beauftragt, Planungsaufträge zu entwerfen.
Die Statistiken der Aschaffenburger Polizeibescheinigen uns eine niedrige Kriminalitäts- und eine hohe Aufklärungsrate. Die Stadt hat zusammen mit der Polizei die City-Streife an den Freitag und Samstagabenden eingeführt, um die Vorfälle in der Innenstadt in den Griff zu bekommen. Außerdem wurde kürzlich über ein Alkoholverbot ab 22 Uhr in der Innenstadt verfügt. Laut Polizei hat sich seitdem die Situation verbessert.
Das Schloss Johannisburg ist das Herz unserer Stadt. Es ist auch ein Symbol des Wiederaufbauwillens der Bürgerinnen und Bürger als nach dem 2. Weltkrieg nur noch Schlossmauern standen. Für viele Bürgerinnen und Bürger bedeutet dieses weithin sichtbare Wahrzeichen Heimat. Das hat sich zum Beispiel bei der Lichtillumination im Frühjahr gezeigt. Die Open-Air Veranstaltungen im Rahmen der Kulturtage wurden gut angenommen. Die Besucherzahlen des Schlossmuseums haben während des Jubiläums sehr zugenommen. Aschaffenburg wäre ohne das Schloss unvorstellbar.
Es ist sehr notwendig, die Hotelsituation zu verbessern. Des Weiteren brauchen wir ein einheitliches Ticket für den Besuch aller städtischen und staatlichen Museen. Das Stadtmarketing muss weiterentwickelt werden. Wir müssen noch mehr auf unser schönes Aschaffenburg hinweisen. Aber 2014 ist die Stadt mit dem Schlossjubiläum, unserem Volksfest, unserem Stadtfest, den Kulturtagen und mit den Veranstaltungen im Rahmen des Aschaffenburger Sommers ein starker Magnet, vor allem auch für Gäste aus dem Rhein-Main-Gebiet. Wenn man samstags durch unsere Parkhäuser läuft, sieht man sehr viele Autos mit Kennzeichen aus dem Darmstädter Raum, aus Offenbach, dem Main-Kinzig-Kreis und dem Frankfurter Raum.
Der schönste Ort ist für mich neben dem Eingang zum Pompejanum, wo man diesen wunderbaren Blick auf‘s Schoss und das Mainknie hat.
Besonders wichtig sind mir die Bahnparallele in Damm, die die Ringstraße ergänzt, der Bau von über 2.000 neuen Wohnungen, der Erhalt der über 40.000 Arbeitsplätze und ein reichhaltiges Kulturleben.
Lieber Herr Herzog, vielen Dank für das interessante Gespräch. // Interview: Christiane Schmidt-Rüppel