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Ostseeangst von Eva Almstädt: Atmosphärisch dicht und spannend erzählt


Autorenfoto, © Olivier Favre

Mit dem vierzehnten Mordfall für ihre Kieler Kommissarin Pia Korittki gelingt Eva Almstädt 2019 in ihrem neuen Kriminalroman „Ostseeangst“ erneut ein lesenswertes Buch, das über viel Lokalkolorit verfügt. Die Autorin legt mit diesem stimmungsreich geschriebenen Buch bereits die vierzehnte Kriminalgeschichte rund um die Kommissarin Koritki vor. Und die hat es dieses Mal mit unappetitlichen Leichenteilfunden zu tun. Der Fund einzelner, nicht zusammenpassender Körperteile paart sich mit dem ebenfalls auseinanderfallenden Leben der Kieler Kommissarin. Der Tod ihres Lebensgefährten hat die Kieler Ermittlerin aus der Bahn geworfen. Die Nerven der Pia Korittki liegen daher blank. Doch mitten in einem neuen Fall möchte sie nicht dem Rat ihres Vorgesetzten folgen, sich wegen der Reibereien mit ihren Kollegen eine Auszeit zu gönnen.

Eva Almstädts Kriminalroman „Ostseeangst“ nimmt den Leser wieder mit in die persönliche Lebensgeschichte der Pia Korittki. Wie viele andere Menschen auch, verarbeitet sie ihre persönlichen Verluste, indem sie sich in die Arbeit stürzt. Neben den gewohnten Einblicken in den Seelenzustand der Kommissarin lässt die Autorin ihre Leser auch an der mühsamen Ermittlungsarbeit ihres Teams teilhaben. Sie findet dabei ein gutes Gleichgewicht zwischen Privatem und Beruf. Hier wird keine TV-taugliche Superheldin porträtiert, sondern ein Mensch wie Du und ich.

Pia Korittkis Leben verläuft nicht immer in geradlinigen Bahnen. So schlug sie beispielsweise im Vorgängerroman die Stelle als Leiterin ihrer Dienststelle aus. Seither gibt es Misstöne unter den Kollegen und Dissens mit dem Vorgesetzten. Zu allem Überfluss kam auch noch ihr Partner auf tragische Weise ums Leben. Pia Korittki ist trotz persönlicher Schicksalsschläge eine akribisch arbeitende Ermittlerin, die gut zuhören kann und sich – wenn auch nicht immer regelkonform – konzentriert an die Lösung des neuen Falles macht. Gerade die Ecken und Kanten der Hauptprotagonistin machen sie so glaubwürdig.

Auch der neue Kriminalroman von Eva Almstädt eröffnet nicht den Blick in heile Welten, sondern spiegelt die innere Zerrissenheit und die latenten Konflikte, die zwischen Menschen auftreten können. Zusammen mit Beamten des LKA, die Pia Korittki zunächst mit Überheblichkeit begegnen, gelingt es der Kieler Kommissarin schließlich, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Die etwas trübselige Grundstimmung des Buches passt gut zur Ostsee-Landschaft, in der dieser Krimi spielt. Vor allem aber passt die Stimmung zu Pia Korittkis derzeitigem Seelenzustand. Hier scheinen alle Menschen in irgendwelche Probleme verstrickt zu sein.

Falsche Fährten bei der Suche nach dem oder den Tätern erweisen sich als Sackgasse der Ermittlung. Widersprüche bei der Faktenklage geben Pia Rätsel auf. Doch trotz aller Konflikte und Kalamitäten, mit denen sie es gerade zu tun hat, lässt die sympathische Kieler Ermittlerin sich nicht von der Suche nach fehlenden Puzzleteilen dieses Falles ablenken. Den kleinen Rückschlägen und Fortschritten wird genügend Raum gegeben. Nicht jeder verfolgte Gedanken- und Themenstrang wird in diesem Krimi zu Ende gedacht. Der Leser darf und soll sich seine eigenen Gedanken über die Welt im Allgemeinen und Besonderen machen. Wie immer, sind heile Scheinwelten nicht das Thema von Eva Almstädt, sondern das, was hinter den Kulissen gewöhnlich erscheinender Leben stattfindet.

Die schriftstellerische Kompetenz der Autorin sorgt für gute Unterhaltung mit vielen atmosphärischen Verdichtungen – und einer Protagonistin, die allen Widrigkeiten zum Trotz schließlich eine Lösung findet. Die Geschichte ist interessant erzählt. Sie erlaubt einen feinen Blick auf die Banalitäten und Absurditäten eines ganz normalen Lebens. Konfliktbeladene Beziehungsgeflechte und persönliche Geschichten verweben sich zu einer lesbaren und spannend erzählten Geschichte, die keiner spektakulären Szenen oder dramatischer Wendungen bedarf. Eva Almstädt gelingt es mit „Ostseeangst“, eine glaubwürdige und ruhige Ostsee-Geschichte zu erzählen. Diese verzichtet, dem Setting gemäß, auf die Dramatik und Düsternis, die die Nordsee vermittelt dem Leser hätte.

Die Menschen im Ostseeraum sind anders drauf. Die Autorin vermittelt ihre Ausgeglichenheit und Bodenständigkeit durch die Art, wie sie diese Geschichte erzählt. Auch das vierzehnte Buch mit Kommissarin Pia Korittki wird sicher wieder begeisterte Leser finden. Gerade weil Eva Almstädt der Normalität ihrer Protagonisten so viel Spielraum gibt, ist auch diese Geschichte wieder glaubwürdig und nachvollziehbar. Sie porträtiert mit Pia Korittki und ihren Kollegen fiktive Held(inn)en des Alltags, denen der vorwiegend weibliche Leser sich in Sympathie verbunden fühlt.


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