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Pokémon Go bringt auch in Aschaffenburg die Jugend zum Laufen

Sonntagmittag vor dem Aschaffenburger Schloss. Neben den üblichen „Familie macht einen Sonntagsausflug“, „Aschaffenburger gehen halt ‘ne Runde spazieren“ und „Kamera-, Shorts- und Wasserflasche-Touristen“ kann noch eine weitere Gruppe aufgefunden werden. Sie stehen mit dem Handy an der Mauer, laufen, ohne erkennbares Ziel zwei Meter weiter, der Blick dabei konsequent aufs Handy gerichtet. Sie machen hier nicht etwa Videos oder Selfies, was sie treibt ist ein ein Mantra „Gotta catch ´em all!“

Seit 13. Juli 2016 ist die App-Neuheit Pokémon Go des Spieleentwicklers Niantic nun auch in Deutschland erhältlich. Nachdem der erste Wahn samt erheblicher Server-Überlastungen nun abgeklungen ist, kann man abschätzen, welche Veränderungen sich in der Welt der Smartphones und Apps ergeben und wie erfolgreich das Handy-Spiel tatsächlich ist.

Verknüpfung mit eigener Umgebung

Zum Spiel: Wie in den meisten Pokémon-Spielen geht es darum, Pokémon zu fangen, weiterzuentwickeln und Arenen einzunehmen. Pokémon Go bindet dank GPS, dem bekannten globalen Positionsbestimmungssystem, die ganze Umgebung mit ein. So werden Denkmäler oder markante Punkte mit eingebunden und zu sogenannten „Pokéstops“, zu denen der App-Nutzer laufen kann um sich dort Pokébälle und Items (Gegenstände bei Spielen, die gesammelt werden können) zur Versorgung verletzter Pokémon zu holen. Ebenso gibt es Arenen, in denen man sich mit anderen Pokémon-Go-Spielern messen kann. Der Gewinner kann sein Pokémon in die Arena setzen und erhält dadurch „Pokecoins“, von denen er sich Pokébälle, Lockmodule oder Ähnliches im Pokéshop kaufen kann. Da die Pokéstops erst fünf Minuten nachdem man sich dort versorgt hat wieder Items abgeben, sich unterschiedliche Pokémon in unterschiedlichen Gebieten aufhalten und man durch das Besiegen mehrerer Arenen mehr Erfahrungspunkte sowie Pokecoins erhält, ergibt sich auch der Name Pokemon GO. Es geht darum, unterwegs zu sein, die heute mögliche Technik mit der eigenen Umgebung zu verknüpfen und auch andere Spieler kennenzulernen.

Das wirkt auch in Aschaffenburg: Manche jungen Leute, die sonst lieber die Couch der Bewegung vorziehen, laufen wegen dem Spiel kilometerweit quer durch die Stadt bis in die Fasanerie oder den Schönbusch. Pokémon Go sorgt für Bewegung. Manch ein „Couch-Potato“ wurde durch das neue Spiel zum echten „Road-Runner“.

Die Zielgruppe der Pokémon-Spiele für GameBoy, Nintendo 64 & Co. waren 1996, im Jahr der Erstausstrahlung der ersten Folge der Pokémon-Fernsehserie im deutschen TV, waren eindeutig Kinder im Alter von ca. 6 bis 14 Jahren. Auch der Hauptcharakter, Ash Ketchum, ist zu Beginn seiner Reise gerade mal zehn Jahre alt. Auch Pokémon Go wird heute von vielen Kindern gespielt, doch die meisten Nutzer findet man tatsächlich in der Altersgruppe von 18 bis 29, der Generation Smartphone sozusagen.

Doch die Frage nach der Sicherheit und dem Schutz eigener Daten stellt sich im Zusammenhang mit der ständigen GPS-Verknüpfung innerhalb einer App automatisch. Außerdem sind die Pokémon-Go-Profile mit den Google-Accounts der Nutzer verknüpft und auch hier besteht die Sorge, dass einmal dort hinterlegte Daten direkt an Niantic weitergeleitet werden. Viele Spieler haben deshalb speziell zum Pokémon-Spielen erstellte Google-Accounts, in denen sie keine persönlichen Daten hinterlegt haben.

Leider sind die Sorgen begründet, denn die kostenlose App erzielt ihre Gewinne durch den Verkauf von Daten, neben dem Angebot von Käufen in der App. Außer Niantic erhalten noch drei weitere Unternehmen, mit Sitz in Kalifornien, die von Niantic aufgezeichneten Daten. Auch die allgemeinen Geschäftsbedingungen des Spiels wurden nach kalifornischem Recht formuliert, ganze 15 der dort genannten Klauseln sind mit der deutschen Gesetzeslage schwierig zu vereinbaren. Die deutschen Verbraucherzentralen haben Niantic deshalb abgemahnt.

Unfälle verursacht

Auch die ständige Konzentration auf den Smartphone-Bildschirm während des Spielens kann sich als riskant erweisen und hat bereits zu mehreren Unfällen geführt. Die App warnt davor, seine Umgebung aus den Augen zu verlieren oder sogar während dem Autofahren Pokémon zu fangen. Selbstverständlich sollte es eigentlich auch sein, seine Pokémon-Jagd nicht auf die Grundstücke anderer Leute auszuweiten.

Trotz des geringen Datenschutzes und der ständigen Ablenkung erfreut sich das Spiel großer Beliebtheit: Die durchschnittlich mit Pokémon Go verbrachte Zeit beträgt mehr als die, die Menschen für andere Handy-Anwendungen wie ihren Instagram- oder Whats-App-Account aufwenden und selbst die Zahl der Tinder-Downloads konnte Pokémon-Go überschreiten.

Menschen begeistern sich doch immer wieder für Spiele.
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