

Nesselsucht - Eine Hautkrankheit mit vielen Gesichtern
Die Nesselsucht ist in Deutschland sehr verbreitet. Es handelt sich um eine Überempfindlichkeit der Haut. Nesselsucht (auch Nesselfieber genannt) ist eine Hautkrankheit, die sich durch Hautrötungen und Juckreiz äußert. Ausgelöst werden kann die Nesselsucht durch viele Faktoren. Etwa 25 Prozent der Deutschen leiden mindestens einmal im Leben unter dieser Krankheit. Die Symptome ähneln den Hautreaktionen, die nach dem Kontakt mit Brennnesseln entstehen. Der Name leitet sich also aus dem lateinischen Begriff für Brennnessel (urtica) ab.

Ursachen der Hautkrankheit
Unter dem Namen „Nesselsucht“ wird eine Reihe von Hauterkrankungen zusammengefasst, die allergisch bedingt auftreten. Optisch sehen sie zwar ähnlich aus, können aber viele unterschiedliche Auslöser haben. Es kommen viele Ursachen als Auslöser für die Quaddeln infrage. Hierzu gehören zum Beispiel Wärme, Kälte, Lichteinwirkung oder Druck. Ganz egal welche Auslöser für die Symptome verantwortlich sind, sie haben eins gemeinsam: Die Mastzellen reagieren fehlerhaft. Mastzellen gehören zu den weißen Blutkörperchen und sind an der Immunabwehr beteiligt. Sie werden normalerweise aktiv, wenn zum Beispiel Bakterien in den Körper gelangen.
Symptome
Juckreiz ist ein großer Bestandteil der Nesselsucht. Es zeigen sich außerdem Quaddeln auf der Haut. Dabei spielen einige Faktoren eine Rolle, die bestimmen, wie die Krankheit auftritt. Stress oder Wetterumstände können die Krankheit beeinflussen. So können die Beschwerden im Winter anders ausfallen als im Sommer. Durch den Juckreiz können die Betroffenen sich oft nicht mehr auf andere Dinge konzentrieren und meist nur schlecht schlafen. Bei einigen Fällen des Hautausschlages werden die Betroffenen sehr müde und fühlen sich, als ob die Augen angeschwollen wären. Die Quaddeln können für Menschen sehr belastend sein, da sie an allen möglichen Hautstellen auftreten und oft entstellend wirken. Typisch hierfür ist, dass die Quaddeln wandern, das heißt sie verschwinden an einer Stelle und tauchen an einer anderen wieder auf.
Schwellungen und Wassereinlagerungen treten häufig im Unterhautgewebe auf. In seltenen Fällen können diese aber auch auf den Schleimhäuten im Mund, Rachen oder am Kehlkopf auftreten. Die Symptome der Nesselsucht können schnell auftreten, aber auch erst nach einigen Stunden. In der Regel klingen die Symptome nach 24 Stunden von selbst wieder ab. Diese Schübe können mehrere Tage oder sogar Wochen dauern.
Meistens ist dieses unangenehme Erlebnis nach einigen Stunden oder Tagen wieder vorbei. Es gibt jedoch Fälle, bei denen die Nesselsucht länger anhält. Dazu zählen in Deutschland etwa 800.000 Menschen. Ob Nesselsucht wirklich eine Allergie ist, lässt sich nicht so einfach beantworten. Einige Gemeinsamkeiten zu Allergien gibt es, wie zum Beispiel die Rötungen und der Juckreiz. Bei beiden Fällen ist die gleiche Zelle für die Auslösung der Beschwerden verantwortlich. Zum Teil helfen auch die gleichen Medikamente. Unterschiede gibt es jedoch auch. Bei der Nesselsucht ist kein einzelner spezifischer Stoff für die Beschwerden verantwortlich. Vererbbar ist die Krankheit übrigens nicht. Nur die Anlage, es später im Leben einmal zu bekommen, kann vererbt werden. In den meisten Fällen bleibt es ein einmaliges Ereignis.
Arten der Krankheit
Nesselsucht ist eine Krankheit, die viele verschiedene Ursachen und Symptome haben kann. Daher lässt sie sich in vier Unterformen unterteilen. Diese Unterformen unterscheiden sich entweder durch die zeitliche Dauer oder dem Auslöser der Erkrankung.
Kontakt-Nesselsucht
Die Symptome treten hier nur auf, wenn die Haut direkt mit dem Auslöser in Berührung kommt. Dabei verändert sich die Haut nur an der Stelle, an der sie mit den verschiedenen Substanzen aneinander geraten ist. Dies können zum Beispiel rohe Lebensmittel wie Kartoffeln (beim Schälen) oder Fisch (beim Bearbeiten) sein. Hier ist es also besonders wichtig, den Auslöser der Beschwerden zu finden. Sind diese erstmal gefunden, sollte der Kontakt damit möglichst gemieden werden. Ist das aber nicht möglich, können Antihistaminika genommen werden. Eigentliche Ursachen bleiben oft unbekannt.
Cholinergische Nesselsucht
Diese ist die häufigste Sonderform der Nesselsucht. Ein Anstieg der Körpertemperatur löst, insbesondere bei jungen Erwachsenen, die Krankheit aus. Meist sind die Symptome nur schwach ausgeprägt und daher gibt es nur selten eine Behandlung. Zwischen zwei und zehn Jahren dauert es durchschnittlich, bis sie endgültig verschwindet. Auslöser für diese Form der Nesselsucht ist eine Erhöhung der Körpertemperatur, die beispielsweise durch heißes Wasser, Sport, scharfes Essen, aber auch emotionalen Stress hervorgerufen werden kann. Meistens sind die Quaddeln schnell wieder verschwunden.
Spontane Nesselsucht
Hierbei treten die bekannten Symptome zunächst ohne erkennbaren Auslöser auf. Je nach Dauer des Hautausschlages wird zwischen chronischer und akuter Nesselsucht unterschieden. Eine akute Nesselsucht verschwindet spätestens nach zwei Wochen. Die chronische Nesselsucht hingegen dauert länger als sechs Wochen. Hierbei lässt sich oft keine Ursache für die Beschwerden finden.
Physikalische Nesselsucht
Die physikalische Nesselsucht umfasst insgesamt über 20 verschiedene Unterformen. Die bekanntesten werden im Folgenden aufgelistet:
Kälte-Nesselsucht
Die Kälteurtikaria wird durch den Kontakt zu kalten Gegenständen, Luft, Metallen, kalten Getränken oder Eis ausgelöst. Hierbei können die Symptome sowohl örtlich begrenzt, als auch großflächig verbreitet auftreten. Symptome treten entweder wenige Minuten nach dem Kältereiz auf oder wenn die Stelle sich wieder erwärmt. Wie groß der Kältereiz sein muss, um die Symptome auszulösen, ist von der Person abhängig. Diese Form der Nesselsucht kann lebensbedrohlich sein, da das Immunsystem versagen kann. Hierbei können verschiedene Erkrankungen schuld an der Nesselsucht sein. Menschen, die an dieser Form der Nesselsucht leiden, sollten immer einen Notfallpass bei sich tragen, indem die Erkrankung vorgemerkt ist. Infusionen beispielsweise dürfen nämlich nur erwärmt verabreicht werden. Oft verschwindet die Nesselsucht wieder, nachdem die Ursache behandelt wurde. In andere Fällen aber auch nicht. Menschen mit einer Kälteurtikaria haben öfter Allergien bei Nahrungsmitteln und Tiergiften als andere Menschen. Hierbei kann es zu lebensbedrohlichen Atemproblemen kommen. Daher sollten sich die Betroffenen ein Allergie-Notfallset besorgen und immer bei sich führen. Hierzu gehört ein flüssiges Kortisonpräparat, ein flüssiges Antihistaminikum und eine Spritze mit Adrenalin.
Druck-Nesselsucht
Bei dieser Form treten die Symptome auf, wenn Druck auf bestimmte Körperstellen ausgeübt wird. Besonders häufig treten tiefe Schwellungen am Rücken sowie an Handinnenflächen und Fußsohlen auf.
Licht-Nesselsucht
Bei der Lichturtikaria reagiert der Betroffene auf Lichteinwirkungen. Hier können sowohl Tageslicht, als auch UVA-Strahlungen die Symptome der Nesselsucht hervorrufen. Nach kurzer Zeit bilden sich Quaddeln, wenn die Haut mit den Strahlen in Kontakt gekommen ist. Diese Form ist allerdings relativ selten.
Reibungs-Nesselsucht
Die Reibungs-Nesselsucht ist die am häufigsten vorkommende Form der physikalischen Nesselsucht. Etwa zwei bis vier Prozent der Deutschen leiden darunter. Ausgelöst werden die Symptome durch Reibung auf der Haut. Diese können zum Beispiel durch das Reiben eines T-Shirts hervorgerufen werden.
Wärme-Nesselsucht
Wie die Licht-Nesselsucht ist auch die Wärme-Nesselsucht äußerst selten. Die Symptome treten nur auf, wenn bestimmte Stellen direkt mit einer Wärmequelle in Kontakt kommen.
Behandlung
Da die Krankheit inzwischen viel besser erforscht ist, lässt sie sich besser feststellen und behandeln. Zunächst sollte versucht werden, den Auslöser der Krankheit zu finden und möglichst zu vermeiden. Bei Auslösern wie Kälte oder Wärme gelingt dies nicht vollständig, daher kann die Einnahme von Antihistaminika helfen. Die Symptome lassen sich dadurch lindern. In Absprache mit dem Arzt können statt diesem auch Glucocorticoide wie Cortison eingenommen werden. Da diese aber schwere Nebenwirkungen haben können, sollten sie nur bei schweren Verläufen benutzt werden. Zudem sollte versucht werden zusätzliche Auslöser wie Stress zu vermeiden.
(tb) // Foto: © Jürgen Fälchle – fotolia.com
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