

Ken Follett: Winter der Welt - über die Fortsetzung des Bestsellers „Fall der Titanen“

Beim Griff zum Bücherregal ist der Name Ken Follett für die meisten eine sichere Nummer: Sympathische, interessante Charaktere in einer grundsoliden Story, welche durch geschichtliche Tatsachen im wahren Leben verankert ist. Nicht nur Liebhaber historischer Romane sind hier absolut richtig aufgehoben: Folletts Romane verbinden überdurchschnittliche Fachkompetenz mit hohem Unterhaltungswert.
Doch wo ist der Unterschied zwischen einer historischen Dokumentation und einem historischen Roman? „Zahlreiche Historiker haben die großen Episoden unserer Zeit bis ins kleinste Detail beschrieben. Ein Roman unterscheidet sich von dieser Betrachtungsweise, weil er den Leser in die Gedankenwelt und die Herzen der Menschen, die das alles erlebt haben, entführt“, so der Autor Follett selbst. Auch wenn man großes Interesse an historischen Gegebenheiten besitzt, so hilft ein historischer Roman eine bestimmte Epoche unserer Geschichte besser zu verstehen: Bestimme Fakten und historische Szenarien werden nicht mehr kalt von einer externen Perspektive betrachtet, sondern durch die Introspektive der Romanfiguren viel intensiver wahrgenommen. Problematisch ist hier die Frage mit welcher Sorgfalt der historische Roman geschrieben ist. Sind die angegebenen Daten und Abläufe tatsächliche Fakten? Oder nimmt die Phantasie des Autors Überhand und der eigentliche Lauf der Geschichte wird verändert? Ken Follett zählt auf diesem Gebiet allerdings zu den besten gegenwärtigen Autoren: Seine Romane sind genau recherchiert und auch empfehlenswert unterhaltsam, obwohl die teils trockene Wiedergabe von historischen Fakten manchen Leser fürs Erste abschreckt.
„[…] Was ich jedoch mache, ist es meine fiktiven Charaktere diesem Kampf auszusetzen und sie Augenzeugen all dessen werden zu lassen von dem wir wissen, dass es tatsächlich passiert ist. Und ich erzähle was sie dabei empfunden haben und wie es war einer dieser einfachen Leute während des Zweiten Krieges zu sein. So etwas können nur Romane bieten und niemals Geschichtsbücher.“ – Ken Follett
Folletts neuster Roman „Winter der Welt“ handelt von dem absoluten Tiefpunkt der Menschheitsgeschichte: Der Zeit des Zweiten Weltkriegs. „Dieser Zeitabschnitt war wie ein Winter für die ganze Welt. […] Es war wie der Winter der Menschheit“, so der britische Autor. Der bereits im Vorgängerroman „Sturz der Titanen“ beschriebene Erste Weltkrieg ist vorbei. Doch der lang ersehnte Frieden ist nicht von langer Dauer. Während Russland unter dem Terror der Bolschewisten leidet, gewinnt in Deutschland der Nationalsozialismus an Macht. In den USA kämpft der erneut gewählte Präsident Roosevelt gegen die Folgen der Weltwirtschaftskrise. Ken Follett erzählt die Geschichte der nächsten Generationen der Familien aus „Sturz der Titanen“. Die Hauptcharaktere leiden und kämpfen in einer menschenverachtenden, aber sehr spannenden Zeit: „Während sich die einen in Verblendung und Schuld verstricken, werden den anderen die Augen geöffnet für das Unmenschliche, das im Namen der Ideologie geschieht“. Es geht um den Heldenmut von einfachen Menschen, aber auch um die Tragödien des Alltags im Hintergrund des Zweiten Weltkrieges. In einer grausamen Zeit, zwischen Anpassung und Widerstand sowie zwischen Liebe und Hass, kämpfen Folletts Romanfiguren um ihre Menschlichkeit. Ein sehr langes, aber durchgehend interessantes Buch: Perfekt für die anstehenden kalten Herbstabende. (km) // Foto: http://www.ken-follett.com
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