Das Schlösschen Michelbach - Der frühere adlige Landsitz mit einer lang zurückblickenden Geschichte
Im bayerischen Alzenau ist das kleine Schlösschen Michelbach zu finden. Der frühere adlige Landsitz dient in der Gegenwart als Stadtmuseum. Die Schlossanlage kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das ehemalige Wasserschloss mehrmals umgebaut. Es ist noch einiges an Bausubstanz aus dem 18. Jahrhundert vorhanden.
Seinen Standort hat das ehemalige mittelalterliche Wasserschloss an der Kreuzung der Staatsstraßen 2305/2444. Bei dem barocken Bau handelt es sich um ein zweigeschossiges Gebäude.
In seinem westlichen Bereich befinden sich polygonale Flankentürme. Vieles von der Baufläche aus dem 18. Jahrhundert ist nach wie vor erhalten.
Schlossbeschreibung
Der siebenachsige Schlossbau verfügt nach allen Richtungen hin über ein Mansardendach. Das Schloss liegt in Ausrichtung Nord-Süd. Eine Freitreppe führt zu einem Eingangsportal, das schlicht gehalten ist. An beiden Ecken befinden sich zwei oktogonale Treppentürme, die gleich hoch sind. Auf der Nordseite gibt es einen eingeschossigen Bau in Richtung Osten, der die Form eines L aufweist.
Mehr als einhundert Rosen von 55 verschiedenen Sorten gedeihen im prächtigen Schlossgarten. Ein Spaziergang durch den Garten ist nach dem Museumsbesuch sehr zu empfehlen.
Vorgeschichte
Als um das Jahr 1170 die Grafen von Bernbach ausstarben, gingen die Zentgerichte Hörstein, Mömbris, Wilmundsheim und Somborn als heimgefallene Lehen wieder zurück an das Reich. Der Kaiser verzichtete auf eine neue Vergabe und es kam zur Entstehung des Freigerichts.
Geschichte des Schlösschens
Ob auf dem Gelände des Schlosses Michelbach eine Vorgängerburg existierte, ist unklar. Die erste Erwähnung des Niederadelsgeschlechtes von Michelbach datiert jedenfalls aus dem Jahr 1234. Darin wird Wigand von Michelbach mit seinem Sohn gleichen Namens erwähnt.
Zudem fanden mehrere Nachfolger der Herren von Michelbach als Schiedsrichter oder Zeugen von Schenkungen urkundliche Erwähnung. Ebenso sind weitere Personen, die den Namen von Michelbach trugen, an anderen Orten erwähnt worden.
Ab 1381 liegen Beurkundungen von dem Dechanten im Bartholomäusstift von Frankfurt/Main sowie Stiftskanoniker zu Aschaffenburg, Heinrich von Michelbach, sowie von seinem Bruder, dem Scholar und Kleriker Herrmann von Michelbach, der um 1385 als Vikar am Bartholomäusstift tätig war, vor.
Im Jahre 1529 erfolgte die Ausstellung eines Erbbestandsbriefes, der dem Seligenstädter Hof zu Michelbach galt, durch die Abtei Seligenstadt, die vor Ort als größter Grundherr fungierte.
Auf einer Karte von 1592 des Steinheimer Amtskellers Jordan ist in Michelbach ein schlossartiges Gebäude verzeichnet, das als sehr ansehnlich galt.
Im 16. Jahrhundert begann der Neubau eines Wasserschlosses. Als erste Eigentümer galten der Baron Rupertus von Willemin sowie der Freiherr Ferdinand Kaspar Joseph von Wrede. Von diesem Schloss sind nur noch die Grundmauern vorhanden. Auf Geheiß von Wrede wurde das Schloss um 1700 in seine heutige Form umgebaut.
Fortan diente es als barocker Landsitz für den Adel. Ein späterer Besitzer war der Marquis Gerard du Chastler. Die Eigentümer des Schlosses wechselten weiterhin. So war es 1824 Julie von Warendorf, während 1855 Karl Ritter Edmund von Horstig als Schlossherr genannt wurde.
1862 ging das Schlösschen Michelbach an den Ratsherren David Domer aus Frankfurt über. Er verwendete es als Sommersitz, nachdem er es einer Sanierung unterzog. Die Ecktürme des Schlosses wurden mit Zinnen ausgestattet.
Im 19. Jahrhundert nutzte der Künstler Albert Hendschel das Schlösschen Michelbach als Maleratelier.
20. Jahrhundert
Im Jahr 1930 wurde Schloss Michelbach von der Gemeinde Michelbach erworben, die es der Familie Domer/Hendschel abkaufte. Ab 1949 durfte die Kirchengemeinde des Ortes das Schlösschen nutzen. Dabei diente es zum Teil als Altenheim.
Im Rahmen der bayerischen Gebietsreform erfolgte am 1. Juli 1975 die Angliederung Michelbachs an die Stadt Alzenau. Bis 1980 verwendete die Kirchengemeinde das Gebäude weiterhin als Altenheim oder Kindergarten.
1980 kam es zur Einrichtung einer heimatkundlichen Sammlung durch den Heimat- und Geschichtsverein Alzenau.
Das Schlösschen Michelbach in der Gegenwart
Bis ins Jahr 2006 fand eine Generalsanierung des Schlösschens Michelbach statt. Seither dient es als Heimatmuseum und Ort für Veranstaltungen. Darin wird die Historie von Alzenau durch beeindruckende Inszenierungen, spezielle Exponate und moderne Medientechnologie eindrücklich vermittelt.
Geprägt wurde die Geschichte Alzenaus von Grenzlinien, die einschneidend verliefen, lokalen Selbstständigkeiten sowie Umbrüchen von tiefgreifender Natur. Zu den Themengebieten gehören u. a.:
- frühe Verläufe der Grenzen
- der Konflikt um das Freigericht
- die regionale Geschichte
- die politischen Landschaften und Veränderungen
- Im Schlosssaal, der sich im Obergeschoss befindet, wird eine Vielzahl an kulturellen Veranstaltungen durchgeführt. Der Schlossgarten ist zu jeder Zeit
- frei zugänglich. In der Zeit des Frühsommers lockt das Rosarium mit seiner wundervollen Blütenkulisse.
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