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Das (ehemalige) Schloss Wasserlos - Alles rund um das malerische Schloss aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts

Am Anfang war die Burg. Genaugenommen stimmt das nicht ganz. Denn vor der Burg gab es schon die Ansiedlung Wasserlos und schon weit vor ersten urkundlichen Erwähnungen war die Region besiedelt, davon zeugen archäologische Funde aus der Spätlaténezeit sowie die Ringwallanlage auf dem Schanzenkopf. Wann genau die Burg erbaut wurde, ist nicht bekannt, doch bereits im Jahre 1250 wird Sybold Schelries erwähnt. Die Familie Schelries besaß eine Wasserburg oberhalb der Siedlung Wasserlos. Leider benahmen sich die Herren derer von Schelries wohl nicht immer so ganz untadelig, denn im Jahre 1405 wurde die Burg Wasserlos geschleift, weil sich Mitglieder der Familie als Raubritter betätigt hatten. Die Burg gilt als Vorläufer des heutigen Schlosses, Teile ihrer Ruinen sind im Schlosspark noch zu besichtigen.


Ehemaliges Schloss Wasserlos (jetzt Krankenhaus des Landkreises) // Foto: Gabriele Delhey (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wasserlos_Schloss.JPG), „Wasserlos Schloss“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Der Bau des Schlosses Wasserlos – Prinz Ludwig Eugen

Die Güter und Ländereien wechseln im Laufe der Jahrhunderte mehrfach den Besitzer. Das Jahr 1767 gilt als Geburtsstunde des Schlosses Wasserlos, denn damals erwarb Prinz Ludwig Eugen aus dem Hause Württemberg die alte Burganlage. Er ließ in den Jahren 1767/1768 das Schloss im Stil der damaligen Zeit errichten. Nach Abschluss der Bauarbeiten wurde das Schloss von Prinz Ludwig Eugen und seiner Familie bezogen. Er unterhielt dort einen Hofstaat von ungefähr 125 Personen. Der gebürtige Frankfurter konnte allerdings sein Privatleben im idyllischen Schloss nicht lange genießen, schon 1778 verließ er Wasserlos, um sich in Weiltingen bei Stuttgart niederzulassen. Das Schloss wurde 1784 an verschiedene Interessenten verkauft, konnte aber später wieder in einer Hand vereint werden.

Wechselvolle Zeiten

In den folgenden Jahren wechselte die Schlossanlage mehrfach den Besitzer, was nicht selten mit Um- und Ausbauten einherging. Erwähnenswert ist die im Jahre 1792 stattfindende Errichtung des Pavillons im Kirschgarten in Wasserlos, der heute ein Krieger-Ehrenmal darstellt. Diese wurde von Gerard du Chasteler initiert, der Teile der Anlage im Jahr 1792 von seiner Mutter übernommen hatte. 1804 gelang es ihm, die übrigen Teile des Schlosses zu erwerben und damit die Einheit der Anlage wieder herzustellen. Doch schon 1812 wechselte die Anlage erneut den Besitzer. Als der bayrische König Ludwig I auf dem Rückweg vom Hahnenkamm, wo er mit großem Gefolge seinen 50. Geburtstag gefeiert hatte, eine Rast im Schloss Wasserlos einlegte, war das eine große Ehre für die damalige Besitzerin, die Witwe des preußischen Finanzrates Johannes von Menz. Nach deren Tod im Jahre 1841 stand das Schloss erneut zum Verkauf und wurde von der der Schwester des Schriftstellers Clemens Brentano als Altersruhesitz erworben. Sie hinterließ eine Stiftung, die die Gemeinde Wasserlos und das Schloss finanziell unterstützte. Ihr Schwiegersohn Moritz Graf von Bentheim-Tecklenburg-Rheda richtete im Schloss ein Lazarett ein.


Ältester Teil des Schlosses mit Mittelrisalit und jüngerem Vorbau // Foto: Prof. emeritus Hans Schneider (Geyersberg) (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wasserlos_Schlosshof_1_(02).png), „Wasserlos Schlosshof 1 (02)“, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode

Hinwendung zu humanitärer Nutzung

Als sich der aus einem westfälischen Adelsgeschlecht stammende Graf Bentheim auf dem Schloss niederließ, engagierte er sich stark für seine neue Heimat Unterfranken. Er ließ die Verletzten der Bruderkriege 1866 im Schloss pflegen, regte die Gründung der Bezirkssparkasse an und gründete das noch heute bestehende Blindeninstitut in Würzburg.

Im Jahre 1868 wurde die gesamte Schlossanlage renoviert. Es kam in den nächsten Jahrzehnten zu mehrfachen Besitzerwechseln. Die verhängnisvollen Jahre des Ersten Weltkrieges überstand das Schloss unbeschadet, wurde jedoch im Jahre 1916 erneut verkauft und von dem neuen Besitzer ohne Rücksicht auf historisch Wertvolles umgestaltet. Damit wurde das Schloss seiner majestätischen Ausstrahlung völlig beraubt. 1942 wurde das Schloss Verwaltungssitz der Reichsjugendführung der NSDAP und später als Lazarett für Verwundete aus der Umgebung genutzt.

Es unterstand 1945 bis 1946 dem Alliierten Kontrollrat, der es 1948 dem Freistaat Bayern übereignete. Im gleichen Jahr wurde ein Abteilung des Krankenhauses Alzenau im Schloss eingerichtet, da das bestehende Krankenhaus nicht genügend Kapazität bot.

Das Schloss Wasserlos heute

Seit im Jahre 1951 der Landkreis Alzenau das Schloss übernahm, wird dort das Krankenhaus Wasserlos betrieben. Nach der Gebietsreform im Jahre 1972 ist der Landkreis Aschaffenburg Träger der Einrichtung, die zahlreiche Um- und Ausbauten erfuhr und heute eine moderne Klinik darstellt. Wenn auch das ehemals würdevolle Aussehen im Laufe der Umbauten an Wirkung verloren haben mag, so bleibt dennoch ein besonderes Flair, das diesen Bau umgibt. Besondere Aufmerksamkeit verdient der von Prinz Ludwig Eugen im 18. Jahrhundert angelegte Schlosspark, der zu erholsamen Spaziergängen in herrlichem Ambiente einlädt.


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